Dienstag, 27. September 2011

Letzter Vorhang?


 
'Schau mal hier, das ist ja so eine Frechheit!' unsere Kindergärtnerin wedelt aufgeregt mit einem Zettel vor meinem noch sehr schläfrigen Gesicht.

Einsparungsgründe...Puppentheater Flachsland...schließen...letzter Vorhang.... sind nur Wortfetzen, die meine müden Augen wahrnehmen, bis meine Synapsen die Informationen in die vorgesehenen Gehirnregionen passieren lassen. Das Puppentheater Flachsland soll UMZIEHEN??? Wie jetzt? Wohin denn??

'Das Puppentheater soll bleiben!' titelt die Unterschriftensammlung und bittet mich, meine Unterschrift gegen den erzwungen Ortswechsel des Kindertheaters zu leisten. Meine Tochter ist quasi Stammgast und der Besuch im Theater hat so manch verregneten Sonntag gerettet. Der Gedanke, dass ich die kritischen Theaterrezensionen meiner rotbäckigen Vorschülerin über das Bühnengeschehen missen soll, lässt mich nicht lange zögern. So, zack, unterschrieben! Und nun? Ich bin neugierig und forsche nach, was es mit dem Umzug auf sich hat.

Google-sei-Dank werde ich schnell fündig: Das ehrenamtlich betriebene Puppentheater gibt es bereits seit 60 (!) Jahren und seit einem Vierteljahrhundert darf es mietfrei im Haus der Jugend aufführen. Der Vermieter ist die Sozialbehörde im Bezirksamt Hamburg-Nord, die den Vertrag nun zum 31. Juni aus 'Kostengründen' gekündigt hat – nennt mich polemisch, aber bei der Wortkombination 'Kostengründen und Kultur' wird mir schlecht. Im Besonderen bei der intensiven Betrachtung der Kosten unseres Prestigeobjekts Elbdesaster, pardon Elbphilharmonie.

Die Fragen häufen sich: Wo soll das Puppentheater nun bis zum Dezember hinziehen, es gibt nämlich keinen Ersatzort. Wenn es einen gäbe, wie soll das Theater die zukünftige Miete aufbringen? Für mich klingt es auch eher wie ein 'letzter Vorhang'.

In einer schriftlichen Anfrage des Bürgerschaftsabgeorneten Hackbusch (DIE LINKE) zum Grund der Schließung des Hauses der Jugend antwortete der Senat, dass “eine Kinder- und Jugendeinrichtung von der Größe des derzeitigen Hauses der Jugend Flachsland im Hinblick auf die Nutzungs- und Bedarfssituation am Standort nicht mehr erforderlich” sei. Nun der Meinung bin ich absolut NICHT!

Jeder der Kinder hat, weiß, wie unwiederbringlich diese Momente sind: Da sitzen unsere Kulturzwerge mit großen Augen und beantworten Männlein an Fäden freimütig alle Fragen oder brüllen wie von Sinnen 'NEIIIIIN, DOCH NICHT DA LAAANG!' wenn die Pappfiguren versehentlich in die falsche Richtung marschieren.

Diese Stimmung und die damit verbundene kulturelle Entwicklung unserer Kinder ist unverzichtbar! Das findet Ihr auch? Dann schnell die Unterschriftensammlung unterschreiben und weitersagen! Das Puppentheater im Flachsland muss bleiben! 

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