'Schau mal hier, das ist ja so eine
Frechheit!' unsere Kindergärtnerin wedelt aufgeregt mit einem Zettel
vor meinem noch sehr schläfrigen Gesicht.
Einsparungsgründe...Puppentheater
Flachsland...schließen...letzter Vorhang.... sind nur Wortfetzen,
die meine müden Augen wahrnehmen, bis meine Synapsen die Informationen in die vorgesehenen Gehirnregionen
passieren lassen. Das Puppentheater Flachsland soll UMZIEHEN??? Wie
jetzt? Wohin denn??
'Das Puppentheater soll bleiben!'
titelt die Unterschriftensammlung und bittet mich, meine Unterschrift
gegen den erzwungen Ortswechsel des Kindertheaters zu leisten. Meine
Tochter ist quasi Stammgast und der Besuch im Theater hat so manch
verregneten Sonntag gerettet. Der Gedanke, dass ich die kritischen
Theaterrezensionen meiner rotbäckigen Vorschülerin über das
Bühnengeschehen missen soll, lässt mich nicht lange zögern. So,
zack, unterschrieben! Und nun? Ich bin neugierig und forsche nach,
was es mit dem Umzug auf sich hat.
Google-sei-Dank werde ich schnell
fündig: Das ehrenamtlich betriebene Puppentheater gibt es bereits
seit 60 (!) Jahren und seit einem Vierteljahrhundert darf es mietfrei
im Haus der Jugend aufführen. Der Vermieter ist die Sozialbehörde
im Bezirksamt Hamburg-Nord, die den Vertrag nun zum 31. Juni aus
'Kostengründen' gekündigt hat – nennt mich polemisch, aber bei
der Wortkombination 'Kostengründen und Kultur' wird mir schlecht. Im
Besonderen bei der intensiven Betrachtung der Kosten unseres
Prestigeobjekts Elbdesaster, pardon Elbphilharmonie.
Die Fragen häufen sich: Wo soll das
Puppentheater nun bis zum Dezember hinziehen, es gibt nämlich keinen
Ersatzort. Wenn es einen gäbe, wie soll das Theater die zukünftige
Miete aufbringen? Für mich klingt es auch eher wie ein 'letzter
Vorhang'.
In einer schriftlichen Anfrage des
Bürgerschaftsabgeorneten Hackbusch (DIE LINKE) zum Grund der
Schließung des Hauses der Jugend antwortete der Senat, dass “eine
Kinder- und Jugendeinrichtung von der Größe des derzeitigen Hauses
der Jugend Flachsland im Hinblick auf die Nutzungs- und
Bedarfssituation am Standort nicht mehr erforderlich” sei. Nun der
Meinung bin ich absolut NICHT!
Jeder der Kinder hat, weiß, wie
unwiederbringlich diese Momente sind: Da sitzen unsere Kulturzwerge
mit großen Augen und beantworten Männlein an Fäden freimütig alle
Fragen oder brüllen wie von Sinnen 'NEIIIIIN, DOCH NICHT DA LAAANG!'
wenn die Pappfiguren versehentlich in die falsche Richtung marschieren.
Diese Stimmung und die damit verbundene
kulturelle Entwicklung unserer Kinder ist unverzichtbar! Das findet
Ihr auch? Dann schnell die Unterschriftensammlung unterschreiben und
weitersagen! Das Puppentheater im Flachsland muss bleiben!
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